Am 1.1.2018 um Punkt Null Uhr beginnt genau rein gar nichts. Das Neue Jahr hätte seinen natürlichen Anfang möglicherweise in der Wintersonnenwende. Oder in der Tag-und-Nachtgleiche zu Frühlingsbeginn. Ganz bestimmt beginnt es nicht am 1.1.2018. Der Himmel wüsste das. Doch dort oben tut sich – zu diesem Zeitpunkt – nichts.
Wobei, streng genommen stimmt das auch wieder nicht. Das Neue Jahr beginnt an jedem Tag: Die Erde dreht sich, die Welt ist rund. Das Jahr, die Zeit – sie sind ein Kreis. In Wahrheit gibt es kein Anfang und kein Ende. Jeder Punkt ist Anfang und Ende zugleich. Allein das dominierende, linear-mathematische Denken sieht das halt anders.

Wir Menschen – inklusive Astrologen – blicken nicht mehr auf zum Himmel. Wir sehen die Sterne nicht, verwechseln die Sterne mit dem Licht der Computermonitore, starren auf Bildschirme, wo an Stelle der Sterne nur Punkte und Pixel blinken.

Der 1.1.2018 ist – wie so vieles im modernen Leben der neuzeitlichen Menschen – exakt berechenbar. Die Frage ist halt: Ist das, was exakt ist, auch richtig? Und wenn es richtig ist: Ist es auch wahr?
Was wir über uns selbst wissen – wenn es um astrologische Sternenkunde, wenn es um die Sterne geht – ist zu drei Viertel falsch: Unser Sternzeichen, unser Sonnen-zeichen – das Zeichen, in dem die Sonne zum Zeitpunkt unserer Geburt stand – ist bei drei von vier Menschen falsch. Mit einer mathematischen Wahrscheinlichkeit von 74 Prozent ist unser Sonnenzeichen nämlich NICHT unser Sonnenzeichen.
Das richtige Zeichen ist zumeist das davorliegende: Glauben wir Löwen zu sein, sind wir höchstwahr¬scheinlich Krebse. Glauben wir Wassermänner zu sein, sind wir höchstwahr¬scheinlich Steinböcke. Glauben wir Steinbock, höchstwahrscheinlich Schütze.

Warum ist dem so? Ein einfacher Grund: Das Sonnenzeichen ist nicht das Sternzeichen. Was wir für unser Sternzeichen halten, ist eine rein theoretische Konstruktion. Wo beginnt Widder? Widder beginnt am 21.März.
Die Frage aber war WO, nicht WANN. Selbst wenn wir nach dem Wann statt Wo gefragt hätten, wäre in beiden Fällen die Antwort falsch.
Widder beginnt nach der gängigen, aber falschen Theorie dort und dann, wo sich die Sonne am Himmel befindet, wenn auf der Erde Tag-und-Nachtgleiche ist, wenn also die Sonne exakt über dem Äquator steht und scheinbar Richtung Norden wandert.

Dieser Punkt am Himmel, den die Sonne markiert, verschiebt sich alle 72 Jahre um ein Grad. Nach rund 2000 Jahren ist die Sonne 30 Grad weiter, sie hat ein ganzes Sonnenzeichen am Himmel hinter sich gelassen. Und: Der Widder ist plötzlich in den Fischen.
Lange haben Sternendeuter das ignorieren können, weil der Fehler und die Unterschiede gering, aber nicht offensichtlich waren. Doch das ist längst nicht mehr der Fall.
Warum haben wir trotzdem die falsche Sichtweise so lange beibehalten?
Weil sie exakt ist.
Die Alternative ist nämlich schwammig: Wo, bitteschön, beginnt denn der Widder am Himmel? Wo der Stier? Die Sternbilder Aries und Taurus überlappen – wie alle Sternbilder. Die Sternzeichen haben keine klaren Grenzen. Sie sind ineinanderfließend. Sie sind nicht – schon gar nicht mit 100%iger Sicherheit – einwandfrei exakt. Aber: Sie sind richtig.

Wir Menschen erschaffen uns die Welt nach unseren Vorstellungen. Aber die Welt ist eigen, und sie ist anders. Anders, als wir glauben.
Wir sehen den Himmel nicht mehr. Und glauben, die Sterne lenkten unser Schicksal nicht mehr. Dabei sind wir Menschen genau wie die Sterne nichts anderes als Licht. Die künstliche Beleuchtung der Städte und die Lampen des Straßenverkehrs überstrahlen längst das Licht des Himmels, aber die Sterne gibt es noch. Und sie leuchten uns – nicht die Autostraße – sie leuchten uns den Lebensweg.

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Ja, es stimmt: Leben und Wirken aller Wesen – der Menschen und der Tiere, der Bäume und der Pflanzen, der Länder und der Staaten, einfach aller Dinge – stehen in den Sternen. Wir können es lesen. Wenn es auch zugegebenermaßen stimmt, dass die exaktesten Prognosen immer im nach hinein gestellt werden. Doch das liegt nicht an der Wahrhaftigkeit des Himmels und der Sterne, sondern an der menschlichen Fehlbarkeit der Sternendeuter.

2018 wird ein gutes Jahr – besonders für Waagen. Die guten Zeiten begannen bereits im September 2017 – speziell für alle Waage-Geborenen, für all jene, deren Geburtssonne im Sternbild Libra steht. Oder deren Geburtsmond oder Geburtsaszendent oder persönliche Planeten in Libra stehen.

Teile der Welt, die unter dem Einfluss von Libra stehen, sind neben Österreich: die Europäische Union, ja ganz Europa, und China. Libra liebt gute Beziehungen, Recht und Diplomatie, das Schöne und die Künste, die gut ausgewogenen Verträge und die Ehe. 2018 wäre ein gutes Jahr zum Heiraten.
Um die Geburtsposition der eigenen Planeten, des Mondes und des Aszendenten zu erfahren, um die eigene Nähe zu Libra und den eigenen Anteil an Libra zu sehen, bedarf es eines Geburtsbildes, eines sogenannten Horoskopes.
Der wichtigste, persönlichste Punkt in einem Horoskop ist übrigens NICHT die Sonne, sondern der Aszendent. Das ist jener Punkt am Osthorizont, wo die Sonne wie auch die Planeten und die Sterne aufgehen, wo alle Dinge des Himmels in die Sichtbarkeit treten. Der Aszendent ist mit jedem entstehenden Ding an sich, so auch mit jedem Menschen, der gerade geboren wird, verbunden, weil auch das Kind aus dem Bauch der Mutter in die Sichtbarkeit der Welt tritt. 2018 wäre auch ein gutes Jahr zum Kinder kriegen.

[Dieser Beitrag wurde für das Magazin Servus in Stadt und Land Nr. 1/2018 geschrieben.]